Im Rahmen der inzwischen vor 15 Jahren durch Edmund Hermwille ins Leben gerufenen und betreuten Musikreihe „Kirchenmusik im Kloster“ war am Sonntag, dem 26. Juni ein Duo aus Bielefeld zu Gast. Die Sopranistin Nicole Schipplick und Klaus Tegeler an der Orgel nahmen die rund 60 Besucherinnen und Besucher mit auf eine Reise durch die Jahrhunderte sakraler Musik unter dem Motto „Dona nobis pacem“ (Gib uns Frieden). Mit Händel und Bach begann das Konzert mit zwei Komponisten, die beide 1685 geboren wurden und vielleicht die größten Komponisten des Barocks waren. Die feine lyrische Stimme Schipplicks und das gefühlvolle Orgelspiel Tegelers tauchten den sonnendurchfluteten Klosterraum in wundervolle, ineinander verwobene sphärische Klänge.
Klaus Tegeler zeigte mit seinen Orgel-Soli die anderen Seiten der Königin der Instrumente. Sein erstes Stück entstammt ebenfalls dem Barock: Der Komponist Pachelbel gilt als einer der Wegbereiter des etwas später wirkenden Johann Sebastian Bach. Während im Zusammenspiel mit Schipplicks glockiger Stimme der Charakter beinahe intim und duetthaft war, präsentierte sich die Orgel alleine klangreich und dynamisch. Mit einem Werk Mendelssohn-Bartholdys als Komponist der Romantik und dem dagegen swingendem, jazzigen Stück „Lamento“ des zeitgenössischen Komponisten Johannes Matthias Michel war eine spannende musikalische Breite zu erleben, gekonnt gespielt und klanglich an die Klosterorgel angepasst.
Nicole Schipplick führte mit den weiteren von ihr gefühlvoll interpretierten Werken Mozarts, Mendelssohn-Bartholdys und Rheinbergers die Zuhörer durch die Epochen der Wiener Klassik und Romantik zur Moderne mit drei Sätzen aus Michels „Missa Corona“. Dieses Werk wurde 2020 extra für Sopran und Orgel geschrieben, da das über Monate hinweg eine der wenigen Möglichkeiten war, Musik in kleinstem Rahmen darzubieten. Die herausfordernden Zeiten der Pandemie waren auch in dieser Komposition deutlich wahrnehmbar und trotz ihrer Komplexität und technischen Herausforderung von Schipplick und Tegeler bravourös präsentiert.
Wunderbar zu erleben, wie Orgel und Stimme in den unterschiedlichsten Stücken harmonierten, mal die Klänge eins waren und sich dann voneinander lösten, wenn sich die Stimme in den Raum erhob um dann wieder in die Register der Orgel zurückzukehren. „Jede Orgel, jeder Kirchenraum ist individuell. Wir haben daher auch hier vor Ort geübt, um das für uns ideale Zusammenspiel zu finden.“ so Tegeler im Gespräch. Und Schipplick ergänzt: „Dabei ist die Klosterkirche hier in Rietberg wirklich ein besonderer Raum, der akustisch wundervoll trägt - und natürlich mit einer traumhaften Ausgestaltung, die eine ganz besondere Atmosphäre ausstrahlt. Man muss sich das vorstellen: Diese Barock-Kirche stammt aus der Zeit unserer ältesten dargebotenen Komponisten Pachelbel, Bach und Händel! Was für eine Freude, ein Privileg, hier auftreten zu dürfen!“ Nach langanhaltendem Applaus gab es noch eine Zugabe des modernen englischen Komponisten Rutter. „The Lord bless you and keep you“ (Der Herr schütze und behüte Euch) war ein sicher nachhallender Impuls für die dankbaren Besucherinnen und Besucher dieses Konzerts.
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